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Zugehörigkeit/ Gesetz der vollen Zahlen/ Recht der vollen Zahlen

Aktualisiert: 10. Juli 2019



Zugehörigkeit in Familienaufstellungen nach Hellinger

Ein inneres Gesetz von Familien und Organisationen lautet, dass alle, die zum System gehören, auch ein Recht auf Zugehörigkeit haben. Nur wenn alle einen Platz im System haben, kann dieses harmonisch funktionieren. Diese Regel ist einer der drei Regeln der Ordnungen der Liebe. Das Recht auf Zugehörigkeit bedeutet, dass keinem dieses Recht streitig gemacht werden darf und niemand für sich selbst ein höheres Recht auf Zugehörigkeit beanspruchen darf. Dieses Recht ist unabhängig davon, wie lange jemand gelebt hat, wie er gelebt und was er getan hat – ob er »gut« oder »böse« ist

oder war oder ob sein Schicksal schön oder schrecklich war usw. Dass jeder dasselbe Recht

hat, bedeutet nicht nur, dass keiner abgewertet und ausgeklammert werden darf, sondern auch, dass niemand besonders herausgehoben werden darf, wie z. B. als Held. Die Zugehörigkeit ergibt sich aus der Bindung und aus dem Bestreben des Familiengewissens nach Vollständigkeit (auch »Gesetz der vollen Zahlen« genannt). In der Realität werden allerdings in vielen Familien Systemmitglieder häufig ausgeschlossen, weil sie den angesagten Moral- und Wertvorstellungen der Familie nicht entsprechen. Das

zeigt sich dann in Aussagen, wie z. B. »Dieser Onkel ist ein Taugenichts, der gehört nicht zu

uns«, oder »Von diesem unehelichen Kind wollen wir nichts wissen«. Manchmal werden Personen ausgeschlossen, weil das Erinnern an ihr Schicksal nahezu unerträglich ist, wie z. B. bei einem früh verstorbenen Kind. Dadurch wird demjenigen – oft unbewusst – sein Recht auf Zugehörigkeit verwehrt. Aber niemand verliert durch seinen Tod seine Zugehörigkeit. Die verstorbenen Mitglieder der Familie werden vom kollektiven Gewissen auf die gleiche Weise behandelt wie die lebenden. Dieses Gewissen will laut Bert Hellinger auch die toten Mitglieder in die Familie zurückbringen, wenn diese ausgeschlossen wurden. Früher war Bert Hellinger der Meinung, dass ein Systemmitglied sein Recht auf Zugehörigkeit verwirken konnte, z. B. wenn es ein anderes Systemmitglied umgebracht oder sich der Vergewaltigung eines Kindes schuldig gemacht hatte. Mittlerweile geht er davon aus, dass das Recht auf Zugehörigkeit immer besteht.


Konsequenzen im System

Ob jemand gewollt oder ungewollt ausgeschlossen wird, der Effekt bleibt immer derselbe. Die Liebe zur der Person fließt nicht mehr, und das System hat eine »Leerstelle«: einen Platz, der jemandem gehört, der aber nicht von dieser Person ausgefüllt wird. Das System geht daraufhin in eine Ausgleichsbewegung, in der ein Nachgeborener diese Leerstelle ausfüllt. Obwohl die Existenz des Ausgeklammerten ein Tabu ist, verkörpert er – oftmals ohne von ihm zu wissen – diesen noch einmal in der Familie. Aus dem Verstoß gegen das Gesetz der vollen Zahl ergeben sich laut Bert Hellinger die meisten Verstrickungen. Der Nachkomme ist in das Schicksal seiner Vorfahren verstrickt und lebt dieses in gewisser Weise nach. Er fühlt und handelt ganz unbewusst so, als sei er dieser Vorfahre. Damit dient er dem Gleichgewicht des Systems, verliert aber dabei seine eigene wirkliche Identität. Mit dieser Art von Ausgleich versucht das System, die Vollständigkeit wiederherzustellen.


Mögliches Aufstellungsbild und Aufstellungstechnik

Alle Repräsentanten schauen in die gleiche Richtung. Dort fehlt das ausgeklammerte Systemmitglied. Bei Toten, z. B. einem früh verstorbenen Kind, schaut oft einer der Stellvertreter auf eine Stelle am Boden, auf der der Tote liegt. Wenn eine Geschwisterreihe aufgestellt wird, bleibt ein Platz zwischen zwei Geschwistern frei. Auch das Aufzählen (»Ich bin die Erste«, »Ich bin der Zweite« usw.) fühlt sich nicht gut an. Beim Aufstellen folgt der Aufstellungsleiter oft seinen Gefühlen und fragt sich beispielsweise: »Wie viele Personen fehlen?« »Handelt es sich um ein weibliches oder um ein männliches Systemmitglied?«


Lösungsansatz

Die Lösung besteht immer darin, dass die ausgeschlossene Person von den anderen Systemmitgliedern »gesehen« und akzeptiert wird – in Würde und Liebe. Damit erhält ein Ausgeklammerter seinen Platz zurück, und der Nachgeborene ist frei, sein eigenes Leben auszuleben.


Lösende Sätze

  • »Auch du gehörst dazu.«

  • »Jetzt sehe ich dich.«

  • »Ich nehme dich in mein Herz.«

  • »Bitte schaue freundlich auf mich.«


Lösende Aufstellungsbilder und Rituale

Das ausgeschlossene Systemmitglied wird von den anderen Systemmitgliedern ohne Angst

oder Verachtung, sondern mit Liebe und in Würde »gesehen«.

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