Schizophrenie
- Pierre & Alexandra Frot
- 8. Juli 2019
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Juli 2019

Schizophrenie ist eine tief greifende, psychische Erkrankung, die Veränderungen der Gedanken, der Wahrnehmung und des Verhaltens auslöst. Die Wahrnehmung der eigenen Person, der Umwelt und anderer Menschen kann völlig unrealistisch verändert, verzerrt und »verrückt« erscheinen. Sinnestäuschungen (Halluzinationen) und wahnhafte Denkinhalte können vorkommen. Menschen mit Schizophrenie sind zeitweise nicht in der Lage, zwischen Wirklichkeit und Fantasie zu unterscheiden: Sie hören beispielsweise Stimmen, die andere nicht hören, oder fühlen sich verfolgt. Die Zwillingsforschung hat eine genetische Komponente der Schizophrenie herausgefunden. In der systemischen Therapie sieht man die Ursachen dafür eher in einer Familiensystemstörung. Je näher die Verwandtschaft mit einem Schizophreniekranken ist, desto wahrscheinlicher wird auch eine eigene Erkrankung. Bei einem schizophreniekranken Elternteil beträgt die Wahrscheinlichkeit, ebenfalls zu erkranken 5–10 Prozent, bei kranken Geschwistern 8–10 Prozent, bei eineiigen Zwillingen 45 Prozent und etwa 21 Prozent bei zweieiigen Zwillingen. Wäre Schizophrenie jedoch eine rein genetisch verursachte Krankheit, so müsste sie bei eineiigen Zwillingen bei beiden auf jeden Fall ausbrechen.
Schizophrenie in Familienaufstellungen »nach Hellinger«
Aus systemischer Sicht entsteht Schizophrenie oft, wenn es ein schwerwiegendes Geheimnis in der Familie gibt. Das Geheimnis darf einerseits weder ans Licht kommen, noch soll andererseits in Vergessenheit geraten, was geschehen ist. Für Bert Hellinger handelt es sich bei einem solchen schizophrenieauslösenden Geheimnis immer um einen Mord innerhalb der Familie. Wenn es einen Mörder in der Familie gibt und das Opfer nicht zur Familie gehört, bricht keine Schizophrenie aus. Mörder und Opfer stammen sonst aus dem gleichen Familiensystem, sie sind noch unversöhnt, und beide werden nicht angeschaut. Der Schizophrene ist mit beiden gleichzeitig in Liebe verbunden. Das auslösende Ereignis kann
manchmal weit zurückliegen.
Konsequenzen im System
Die Schizophrenie ist die Konsequenz im System. Sowohl der Täter als auch sein Opfer werden von der Familie ausgeschlossen. Der Mörder ist wegen seiner Tat ausgeschlossen, aber auch das Opfer, weil dessen Schicksal Angst macht. Deshalb muss aufgrund des Einflusses des kollektiven Gewissens jemand beide gleichzeitig vertreten. Diese Person wird dann schizophren. Nach dem auslösenden Ereignis muss laut Bert Hellinger in jeder Generation jemand schizophren werden.
Mögliches Aufstellungsbild
Der Stellvertreter des Ratsuchenden ist sowohl mit dem Opfer als auch mit dem Täter verstrickt.
Lösungsansatz
Die Lösung gelingt nur, wenn die noch unversöhnten Täter und Opfer zusammengeführt werden und sich miteinander versöhnen. Sie werden dafür einander gegenübergestellt, bis sie sich gegenseitig anerkennen und sich versöhnen. Die entscheidende Bewegung besteht für den Ratsuchenden darin, zu sehen, dass Opfer und Täter zusammenkommen und dann beide, Täter und Opfer, in sein Herz aufzunehmen. Weil in der betroffenen Familie alle Angst haben, schizophren zu werden, sind sie unbewusst erleichtert, wenn einer von ihnen es tatsächlich wird. Obwohl sie sich um den Schizophreniekranken Sorgen machen, fühlen sie sich heimlich befreit, dass er das Schicksal übernommen hat, und sie erhalten die Schizophrenie durch ihr Verhalten aufrecht. Aus diesem Grund kann man einen Schizophreniekranken nicht einzeln behandeln, sondern man muss die ganze Familie aufstellen.
Lösende Sätze, Lösungsbild und Entlassungsritual
Siehe »Täter-Opfer-Bindung«.
Schizophrenie in der Mehrgenerationalen
Psychotraumatologie
Siehe »Psychose«.
Quellen: 163
Querverweise: »Krankheit«
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